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Prozessorientierte ERP Auswahl

Digitalisierung von Prozessen und herstellerneutrale Software Beratung für Industrie- und Handelsunternehmen

Verbraucher legen zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit bei ihren Kaufentscheidungen. Der Trend hin zu umweltfreundlicherem Konsum wird im Jahr 2020 auch die Prozessfertigung prägen. Ein wichtiger Schritt ist die Transparenz der Lieferkette: Hersteller müssen Technologien implementieren, um die Herkunft der Produkte und deren Rohstoffe nachvollziehbar und transparent zu gestalten. Davon werden nicht nur Kunden und Unternehmen sondern auch die Umwelt profitieren. Außerdem bietet sich eine große Chance für aufstrebende Unternehmen, um mit disruptiven Technologien die etablierten Konzerne ihrer Branchen herauszufordern. Zudem drängt der Megatrend Servitization Unternehmen auch dazu umzudenken und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle zu fördern.

Colin Elkins, IFS Global Industry Director for Process Manufacturing von IFS™, dem global agierenden Anbieter von Business Software, hat drei Trends identifiziert, die das Jahr 2020 für die Prozessfertigung prägen werden:

  1. Nachfrage nach mehr Nachhaltigkeit
    Verbraucher sind für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisiert und berücksichtigen bei ihren Kaufentscheidungen zunehmend die Auswirkungen auf die Umwelt. Sie sind bereit, mehr für transparente Umweltzertifizierungen, nachhaltig geförderte Rohstoffe oder umweltschonendes Verpackungsmaterial zu zahlen.

    Ein Beispiel sind Einwegkunststoffe: Aus gutem Grund werden diese zunehmend unbeliebt. Oft landen sie in Bächen, Flüssen und Ozeanen, wo sie nicht nur eine enorme Gefahr für die Tierwelt darstellen, sondern auch zu Mikroplastikpartikeln zerfallen, die wiederum in die Nahrungskette gelangen. Gleichzeitig fehlen für viele Produkte aber noch praktikable Alternativen. Ohne hygienische Kunststoffverpackungen oder umweltfreundlichere Alternativen würden beispielsweise Lebensmittelabfälle zunehmen. Dennoch hören die Einzelhändler auf ihre Kunden und reduzieren Verpackungen, wo es möglich ist. So nehmen sich etwa viele Supermarktketten ein Beispiel an Zero-Waste-Läden wie ‚Original Unverpackt‘, um den Verpackungsmüll vieler Produkte auf null zu reduzieren. Agilen Unternehmen mit innovativen Ideen bietet dies im kommenden Jahr eine Chance, die Konsumgüterindustrie herauszufordern und sich Marktanteile zu sichern.

    Verbraucher und Händler achten zunehmend auch darauf, dass Unternehmen im gesamten Herstellungsprozess ethische und ökologische Grundsätze beachten und fordern dafür mehr Transparenz über die gesamte Lieferkette ein. Die genaue Kennzeichnung ist besonders für Produkte, die generell als nicht nachhaltig wahrgenommen werden, von zentraler Bedeutung. Der ‚Roundtable for Sustainable Palm Oil‘ beispielsweise hat ein eigenes Label eingeführt, welches zertifiziert, dass das enthaltene Palmöl nachhaltig auf bestehenden Flächen unter strengen Auflagen angebaut wurde.

    Mit Technologien wie Blockchain können Hersteller die Transparenz von hochkomplexen, globalen Lieferanten-Netzwerken erhöhen und lückenlos nachweisen, woher sie Rohmaterialien beziehen und mit welchen Partnerunternehmen sie arbeiten. Dazu gehört auch, diese Informationen einfach zugänglich zu machen – beispielsweise mit QR-Codes, durch die Verbraucher Informationen sofort auf ihrem Smartphone erhalten. Das kann ein wichtiger Schritt für Unternehmen sein, um das Vertrauen der Kunden zu stärken und in Zukunft einen Wettbewerbsvorteil zu erhalten. Dies bedeutet auch, dass Hersteller auf Unternehmenslösungen setzen werden, die das für die Einhaltung der oben genannten Vorschriften erforderlichen Tracking, Tracing und Massenbilanzberichte unterstützen.

  2. Je kleiner desto besser: Verpackungen und Smart Labels werden immer relevanter
    Unser Konsumverhalten verändert sich je nach der Anzahl der Familienmitglieder, für die man einkauft. Manche Haushalte benötigen drei Joghurts und nicht vier, da aber viele Produktgebinde nur in Zweierschritten verfügbar sind, entsteht oft unnötiger Abfall. Hier gibt es nun endlich Bewegung im Markt, zu sehen vor allem an den individuellen Produktmengen und auch an single-tauglichen Produktgrößen. Für die Produzenten bedeutet diese vor allem mehr Aufwand durch die steigende Anforderung an die Logistik.

    Das Thema der klaren Herkunftsangabe von Produkten hat sich drastisch weiterentwickelt. Es ist zwar nach wie vor nicht alltäglich, dass man einen Nanochip an einer gekauften Weinflasche findet um deren genaue Herkunft und Lieferkosten nachzuvollziehen. Aber es bestehen die Möglichkeiten hierfür und wenn der Kunde danach verlangt, wird es auch seinen Weg in den Markt finden.

    Ein weiteres Problem beim Thema Nachhaltigkeit ist das der Mindesthaltbarkeit, dass sich in gedruckter Form auf fast allen Lebensmitteln befindet. Die unter Laborbedingungen ermittelte Zeitspanne ist so gewählt, dass Gesundheitsrisikos eliminiert werden. Dies sorgt dafür, dass leider auch „gute“ Lebensmittel entsorgt werden. Ein Großteil dieser Abfälle kann durch die Entwicklung von Smart Labels eliminiert werden, da Sensoren mit Nanotechnologie die von Lebensmitteln freigesetzten Gase bei Alterung und Verfall erfassen. Eine intelligente Etikettierung auf Lebensmitteln könnte erkennen, ob ein Steak noch essbar ist und dem entsprechend die Farbe ändern. In der Praxis würde dies eine vollständige Überarbeitung der Bestandskontrolle und -lagerung bedeuten, was einen erheblichen Mehraufwand für die Hersteller darstellt, aber dem Gemeinwohl dient und unnötigen Abfall reduziert.

    Ich prognostiziere, dass im Jahr 2020 der Einsatz der Nanotechnologie zur Verbraucherinformation zunehmen wird. Auch die Vielfalt der Verpackungsgrößen wird weiter zunehmen, so dass der Verbraucher die gewünschte Menge kaufen kann. Wir werden auch Weiterentwicklungen bei der intelligenten Kennzeichnung und bei Technologien wie antimikrobielle Verpackungen sehen, und papierbasierte elektrische Gas-Sensoren werden 2020 erstmals in den Verkaufsregalen eingeführt.

  3. Die Servitization der Prozessfertigung
    In der diskreten Fertigung setzen Unternehmen schon länger auf Servitization, indem sie nicht die Produkte selbst in Rechnung stellen, sondern die Ergebnisse, die diese Produkte liefern. Für Prozesshersteller ist der Vertrieb eines Produkts als Dienstleistung und nicht als Einzelkauf jedoch noch eine größere Herausforderung. Dabei gibt es auch für die Prozessfertigung einige Möglichkeiten, um die Vorteile von Servitization zu nutzen – indem sie buchstäblich sowohl Services als auch Produkte anbieten. Beispielweise verkauft der irische-britische Farbenlieferant ‚Farrow and Ball‘ Farbdosen über die Vertriebskanäle des Einzelhandels. Und darüber hinaus bietet er einen Beratungsservice direkt beim Endkunden vor Ort an: ein Experte sieht sich die entsprechenden Räumlichkeiten an und berät die Kunden zu gut wirkenden Farben und Techniken.

    Die höchste Stufe der Servitization im Einzelhandel wäre es, wenn der Handel keine Produkte mehr kauft – sondern nur noch Regalflächen vermietet, die von Produzenten und Herstellern bestückt werden. Der logistische Aufwand wäre zunächst einmal natürlich beachtlich. Aber der große Vorteil für den Einzelhändler bestünde darin, dass sein Lieferant für die Abwicklung der Logistik, einschließlich der Entsorgung von Abfällen, verantwortlich wäre – ähnlich wie bei einem vom Lieferanten verwalteten Bestand in einer Produktion.

Für 2020 erwarten wir einen großen Anstieg der Zahl der Unternehmen der Prozessfertigung, die ein Servitization-Modell einführen. Hersteller müssen ihre Geschäftslösungen entsprechend anpassen, um vielfältigere Preis-, Planungs- und Vertriebsmodelle anbieten zu können.

Es hängt alles zusammen

Alle drei Vorhersagen sind miteinander verbunden. Nachhaltigkeit erfordert viel Transparenz, damit die Verbraucher die Gewissheit haben, dass das gekaufte Produkt ihren Clean Label- und Nachhaltigkeitszielen entspricht. Zur Reduzierung der Abfallmenge muss sich die Verpackung ändern, um im Einklang mit den Verbrauchererwartungen zu sein. Ebenso müssen die Portionsgrößen variabler werden, damit kleinere Familien nicht die größeren Mengen kaufen und entsorgen müssen. Und die Umstellung auf ein Servicemodell wird die Tendenz der Unternehmen verringern, einfach nur Dinge zu „verkaufen“, unabhängig davon, ob sie gebraucht werden oder nicht. Dies wird die Abfallmenge weiter reduzieren, auch wenn der Einzelhändler einige Aufgaben an seine Lieferanten abgibt.

Weitere Informationen zu den Lösungen von IFS: https://www.ifs.com/de/loesungen/