Der dritte Teil zum Thema Webshop-Optimierung geht auf die Vernetzung von Anwendungen ein. Welches Potenzial in interoperablen Systemen schlummert und wie sich diese nutzen lassen, beleuchtet der vorliegende Beitrag.
Funktionierten Webshops in den Anfangszeiten oft als losgelöste Anwendungen, wird das Thema Interoperabilität für moderne E-Commerce-Plattformen immer wichtiger. Die direkte Anbindung vor- und nachgelagerter Unternehmensprozesse und die Integration von Lieferanten- oder Kundensystemen bieten zahlreiche Vorteile. Gleichzeitig lassen sich dadurch neue, innovative Geschäftsmodelle und Services realisieren. Dabei spielt das ERP-System als zentrale Datenbasis eine neue, wichtige Rolle.
Warum es Insulaner schwerhaben
Niemand ist eine Insel, so der Titel eines Simmel-Bestseller nach dem gleichlautenden Zitat des englischen Dichers John Donne. Die Erkenntnis, dass wir alle in Wechselbeziehungen zueinanderstehen und niemand als Insel funktioniert, gilt heute mehr denn je. Sie trifft den Nagel der Digitalisierung quasi auf den Kopf. Erst das Zusammenspiel verschiedener Systeme ermöglicht die Realisierung z.B. von Industrie 4.0-Konzepten, sich selbst steuernden Anlagen und Fahrzeugen oder aber auch von optimierten Webshops. Inseln eignen sich wunderbar für Ferien, nicht aber für effiziente, flexible und leistungsfähige IT-Systeme. Fehlende Verbindungen, Medienbrüche und Inkompatibilität erschweren die Nutzung und bremsen den Datenfluss.
Digitale Kooperation führt zum Erfolg
Interoperabilität bezeichnet die Fähigkeit eines Systems, Daten mit anderen Anwendungen ohne Zusatzaufwand (z.B. Formatierung oder Nachbearbeitung) auszutauschen. Dadurch können Informationen aus dem einen Programm direkt in ein anderes übernommen und weiterverarbeitet werden. Es entsteht ein durchgängiger Datenfluss, an dem alle internen Unternehmensbereiche partizipieren können. Darüber hinaus lassen sich auch Drittsysteme von externen Partnern (z.B. Kunden, Lieferanten, Spediteure, Behörden) anbinden. Die digitale Kooperation ermöglicht die freie Fahrt von Daten durch sämtliche Prozesse. Die Vorteile davon: Effizientere Arbeitsabläufe, weniger Fehlerquellen, flexiblere Systeme.
ERP als zentrale «Data Engine»
Um den Datenverkehr in sichere und sinnvolle Bahnen zu lenken, braucht es ein zentrales Kontrollsystem. Diese Rolle übernimmt in der Regel eine ERP-Software, welche allen Unternehmensbereichen als gemeinsame Datenbasis dient. Damit wird ein konsistenter Daten- und Wertefluss entlang der gesamten Wertschöpfungskette sichergestellt. Dank moderner Technologien können ERP-Systeme auch mit Drittanwendungen kommunizieren, d.h. Daten empfangen, verarbeiten und ausgeben. Als «Data Engine» bedient das ERP verschiedene Systeme oder verwendet diese Daten selber. So kann es etwa Produktinformationen eines Lieferanten verarbeiten, diese Daten einem Webshop übergeben und dort generierte Bestellungen an Lieferanten zurückspielen oder an einen Spediteur weiterleiten.
Auch Standards haben ihre Vorteile
Die Vorteile von interoperablen Systemen liegen auf der Hand. Um dies zu ermöglichen, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Dazu gehört unter anderem die Übereinstimmung gemeinsamer Datenstrukturen in den unterschiedlichen Systemen. Im E-Business gibt es verschiedene Standards für Stammdatenstrukturen, wie die Katalogtauschformate PRODAT, PRICAT oder BMEcat, die Norm für Klassifikationen eCl@ss oder die Produktinformations-Cloud 1Worldsync. Selbstverständlich braucht es auch entsprechende Transaktionsstandards wie EDIFICE, EANCOM oder VDA. Standards ermöglichen die direkte Verarbeitung von Daten aus unterschiedlichen Systemen. Für einmal lohnt es sich also (wenigstens aus digitaler Sicht), zur Norm zu gehören.
Kunden und Lieferanten als Mitspieler
In steigendem Mass wird die Anbindungen von Lieferanten- und Kundensystemen im Webshop wichtig. Eine integrierte Prozesskette Lieferant – Online-Anbieter – Kunde erhöht die Wertschöpfung und reduziert gleichzeitig die Prozesskosten. Dabei profitieren alle Beteiligten von transparenten Daten und können ihre Leistungen, Angebote oder Bedürfnisse rasch an die aktuellen Gegebenheiten anpassen. Bestellungen können direkt lagerwirksam abgewickelt und Lieferungen just-in-time ausgeführt werden. Dank des durchgängigen Datenflusses erhalten alle involvierten Systempartner rechtzeitig die benötigten Informationen – und zwar im richtigen Format.